Kochkurs in Hanoi, Vietnam – Teil 1

Manchmal muss man einfach eine Pause machen. Nach 3 Jahren Nachgekocht wollte ich einfach eine kurze Verschnaufspause, das daraus fast 10 Monate blogstille wurde war nicht geplant. Zwischendurch gab es ernsthafte Überlegungen den Blog einfach ganz einschlafen zu lassen, aber ich habe gemerkt etwas fehlt. Also bin ich ans andere Ende der Welt für neue Inspiration gereist… Nicht ganz, aber ich bin momentan in Vietnam und habe diese Woche einen Streetfood Kochkurs im „Hanoi Cooking Centre“ besucht.

Morgens um 9 Uhr began der Kurs mit einem Besuch der lokalen Markthalle. Kochbuchautorin Tracy Lister und Besitzerin der Kochschule führte unsere kleine Gruppe von 3 Personen über den lokalen Markt und zeigte uns die diversen Marktstände und hob Besonderheiten und deren Zubereitung hervor.

Frau am Reis Marktstand

Gasse in Markthalle mit Fischverkauf händler und kunden auf Motorroller

Vietnamesische Frau gebückt über Angebot am Gemüse Marktsstand

Eine alte Frau welche u.a. traditionelle Opfergaben für die Ahnenehrung verkauft zeigte uns wie Betelnüsse zubereitet werden. Gekaut wird ein Stück von der geschälten Nuss zusammen mit etwas Rinde und einem mit gelöschtem Kalk  beschmierten Betelpfeffer Blatt. Die berauschende Wirkung wird erst durch die beigabe des Kalks aktiviert. Der regelmäßiger Konsum hat allerdings sichtbare negative Auswirkungen auf die Zahnfärbung. Fasziniert haben wir der Zubereitung zugeschaut, aber das zu probieren hat keiner von uns getraut.

Alte Frau am Marktstand beim zubereiten von Betelnüsse

Frau mit vorbereitete Betelnuss in der Hand

Ebenso wenig wie die nächste Spezialität. Befruchtete Eier. Die befruchteten Eier werden in einem Korb mit Netz angeboten. Das Netz dient zum einen als Unterscheidungsmerkmal, zum anderen werden die Netze abends aufgehängt und verhindern das evtl. geschlüpfte Kücken über den Markt rennen.

Befruchtete Eier im Korb mit diversen Waren am Marktstand

Obwohl der Marktplatz über keine Kühlung oder ähnliches verfügt waren die angebotenen Waren sehr, sehr frisch und haben überhaupt nicht im geringsten gerochen. Der Boden mag zwar dreckig sein, aber die Tische waren überaus sauber! Tracy erzählte uns dass Fleisch, Fisch und auch das Gemüse oftmals nicht länger als 3 Stunden vom Feld zum heimischen oder Restaurant Tisch unterwegs ist. Frischer gehts kaum. 

Zweit vietnamesische Marktfrauen beim parieren und verkaufen von Frischfleisch

Zwei Marktfrauen hocken entspannt auf dem Fleischttisch und diskutieren

Marthalle Hanoi Fleisch Verkauf

Eine weitere Spezialität in Hanoi sind Frösche. Diese werden in den vielen Reisfeldern um Hanoi gefangen und auf dem Markt frisch ausgenommen und für den Kochtopf vorbereitet. Definitiv kein Anblick für Zartbeseitete aber hier wird sehr deutlich, dass Nose to tail in Vietnam kein Trend ist, sondern gelebte Realität. Angeblich soll knusprig frittierte Froschhaut sehr gut schmecken. 

Zwei vietnamesische Frauen beim Muscheln preparieren

Frisches grünes gewaschenes vorbereitetes Gemüse, Salat

Vietnamesische Marktfrau am Marktstand

Knusprig waren auch die Mehlwürmer. Bei dem Angebot welche mitzunehmen und vom Chef zubereiten zu lassen schauten meine Mitschüler sehr skeptisch und nicht wirklich begeistert, aber die Proteinquelle der Zukunft wollte ich mal probieren. Wie sich herausstellte waren die gebratenen und mit Fishsauce und Chili gewürzten Würmer eine sehr gute Entscheidung und überraschend sehr lecker. Die haben wie salzige und würzig, leicht knusprige Kartoffeln oder Fritten geschmeckt. Als Hauptgericht wäre mir das zu würzig, aber als ein leckerer Snack zum Bier und Film anstatt der üblichen Chips kann ich mir diese dicken Würmer durchaus vorstellen.

Frische Mehlwürmer am Markt in Hanoi

Mehlwürmer in eine Pfanne auf einem Gasherd

Mit eine kleine Tüte Mehlwürmer und sehr viele Impressionen, die mir jetzt erst beim Schreiben richtig bewusst werden, ging es zurück zur Kochschule. Was wir für köstliches Streetfood zubereitet haben, zeige und berichte ich euch im nächsten Beitrag. Bye cho bây giờ (bis bald)

Gasse im Markthalle mit Marktstände, Kunden auf Roller, Verkäuferinnen und Waren

Der Koch Club

Kochen in einem Koch Club ist doch eine witzige Idee, oder? Ich habe schon länger mit dem Gedanken gespielt einen Kochkurs oder Koch Club zu besuchen. Wieso? Ich koche zwar viel und gerne, aber lernen kann ich sicherlich noch einiges. Außerdem einen Abend mit Kochwilligen und/oder Kochbegeisterten ist doch mal eine schöne Abwechslung.

Minkis Kochschule bietet genau dieses an. Zum einen Kochkurze zu speziellen Themen, zum anderen regelmäßig statt findende Koch Club Treffen. Also nachgeschaut bei welchen Koch Club noch Plätze frei sind und spontan gebucht. Am Mittwoch war es dann endlich soweit. Ich war ein bisserl früh dran, da ich nicht genau wüsste wie lange ich mit dem Bus brauchen würde. Nach der herzlichen Begrüßung von Küchenchef Thomas „Minki“ Minklai, konnte ich mir die Kochschule in Ruhe anschauen. Oh man, für so eine Küche würde ich… naja nicht gerade töten, aber sagen wir mal so, meine keine Kombüse würde da min. 6-8 mal rein passen. Auf insgesamt 155qm bietet die Kochschule 9 vollausgestattete Kochplätze, eine wunder schöne lange Tafel zum verspreisen der Kreationen und auch eine großzügige Dachterrasse auf die man im Sommer bestimmt gut die Abende verbringen kann.

minki

Ich hatte mir schon ein bissel Gedanken gemacht, ob ich alleine hingehen soll und ob die Gruppe schon zu einer festen „Koch-Klicke“ verwachsen ist, aber das war völlig unnötig. Die anderen Teilnehmer egal ob das erste Mal oder schon zum 4. Mal dabei, waren alle sehr herzlich und aufgeschlossen. Was mich angenehm überrascht hat, war der bunte Alters-Mix der insgesamt (mit mir) 14 Teilnehmer. Von Anfang 20 bis geschätzte 60(?) waren verschiedene Altersklassen vertreten.

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Hände gewaschen, Kochschürze umgebunden und schon konnte es losgehen. Das zu kochende Menü passte auch wunderbar in die aktuelle Saison: Spargel-Creme-Suppe, Spargel auf gefülltes und eingewickeltes Schweine Filet mit selbstgemachte Hollandaise und als Nachtisch Schokoladen Fondants auch bekannt als Lava Cakes. Gekocht wurde in 2er Teams. Die meisten Teilnehmer waren schon als Paare gekommen, aber neben mir war auch Uwe ohne Begleitung, also hatten wir uns zusammen getan. Unter Thomas Anleitung ging es zunächst an das Spargel schälen für den Hauptgang. Okay, nichts wirklich Außergewöhnliches denkt ihr vielleicht, aber da irrt ihr euch. Thomas hat uns gezeigt wie die Profis das so machen. Mit seinem Spargelschäler für Fortgeschrittene mit verstellbarer Klinge und seiner jahrelangen Übung der perfekten Technik kann er eine Kiste Spargel in 8 Minuten schälen. Dies hat er zwar nicht unter Beweis gestellt, aber er gab und eine Demonstration. Es spritze, die Späne erm Schalen flogen und ratzfatz war die Stange geschält. Normalerweise schäle ich den Spargel eigentlich nur in eine Richtung, also von Oben nach Unten. Aber der Pendelschähler hat nicht ohne Grund zwei Klingen. Wenn man den Spargel in schnelle Bewegung von Oben nach Unten und zurück schält, geht’s wirklich schneller und ansehnlicher. Die Gefahr, dass man den Spargel „eckig“ schält wird deutlich geringer 😉

spargeltopf

Die  Schalen wurden für die Suppe eingesammelt und zusammen mit zusätzlichen klein geschnittenem Spargel und Zwiebeln mit etwas Öl in einem Topf angeröstet. Habe ich so auch noch nie gemacht, aber nach kurzer Zeit duftete es schon herrlich. Zu dem Spargel gesellten sich noch Gewürze, Orangensaft und natürlich Sahne. Während die Suppe köchelte wendeten wir und dem Hauptgang zu. Zunächst wurde das Schweinefilet von den sehnen befreit und dann auf beiden Enden eine Tasche eingeschnitten, sozusagen war das Resultat ein Fleisch-Schlauch. Dieser wurde mit Pflaumen gefüllt und Schinken umhüllt. Dies wanderte bei niedriger Temperatur in den Ofen bis die Kerntemperatur von 63°C erreicht wurde.

Währen dessen wurde die Suppe püriert und dann an der Tangen Tafel verspeist. Sie war eigentlich ganz lecker, aber ich fand es etwas zu süß. Das lag für mich nicht am O-Saft, sondern an der Zweibelmenge. Einige fanden sie ebenfalls zu süß, andere genau richtig. Das zeigt doch, dass Geschmäcker eben verschieden sind ;). Nach einer kurzen Verdauungspause kümmerten wir uns um die Hollandaise für den Hauptgang. Eigentlich war es eine schummel Hollandaise, denn er wurde mit Sahne zubereitet. Thomas hat uns auch genannt wie die Abwandlung heißt, ich glaube es war Sauce Mousselin, aber es schmeckte sehr ähnlich und war dafür geling sicher. Abgeschmeckt hat jedes Koch-Team für sich mit der tollen Gewürzmischung aus Thomas Eigenproduktion.

spargel

Das Schweinefilet war das Highlight des Menüs. Saftig, süß und salzig, einfach köstlich. Das wird am Wochenende definitv nochmal nachgekocht. Der Ofen Spargel war auch gut, aber ich fand’s auch wieder etwas zu süß. Die Kombination Spargel mit Orange (siehe hier „click“) ist super, aber zusammen mit Hollandaise und dem Schweinefilet hätte ich auf den Zucker verzichtet.

Zum Abschluss des Abends gab es herrliche Fondants au Chocolat auf Deutsch Muffins mit flüssigem Kern (siehe hier „click“). Der Teig wurde fix gerührt, aber zuvor gab es von Thomas eine kleine Unterrichtseinheit wie man Eier einhändig aufschlagen kann. Ei auf der Arbeitsplatte anschlagen, die Enden zwischen Daumen und Zeigefinger einklemmen und mit Daumen und Mittelfinger aufmachen. Als Grobmotoriker muss ich das allerdings noch etwas üben, am Wochenende gibt es sicherlich genügend Gelegenheit dafür. Die Fondants waren nach 10 Minuten bei 230°C fertig, dachten wir zumindest. Uwe und meine Fondants waren sehr flüssig, vielmehr warmer Schokopudding mit eine kleine knusper Panade. Aber bei 14 Förmchen in einem Ofen … aber es war nicht so schlimm, denn die sehr flüssigen Küchlein waren köstlich.

fondant

Obwohl mir manches nicht 100% geschmeckt hat und die Fondants nicht ganz fertig waren, habe ich einen tollen Abend mit kochen und sehr nette Menschen verbracht. An dieser Stelle einen lieben Dank und Grüß an Thomas und die Teilnehmer des „4. Koch Clubs“. Zum nächsten Koch Club habe ich mich übrigens schon angemeldet 😀