Rezension: Leon. Baking & Puddings

Das dritte Buch dieser Woche welches ich euch vorstellen möchte ist LEON Baking & Puddings (Deutscher Titel: LEON Backen) von Claire Ptak und Henry Dimbleby.

Viele meine Kochbücher kaufe ich auf Englisch, besonders dann wenn das Original aus dem englischen Sprachraum stammt. Bei Amerikanischen muss man sich dann zwar mit Cup-Massen rum schlagen, aber ich habe ja zum Glück solche Messbecher und wiege die Zutaten dann ab. Das LEON Backing & Puddings stammt aus England, also bleibt das „umrechnen“ aus. In England werden zwar oft Gewichte und Maße in Pounds, Pints oder Inches verwendet, aber im Gegensatz zu Amerika ist das metrische Einheitssystem Standard.

Diese Rezension bezieht sich auf die englische Ausgabe LEON. Baking & Puddings. Einen Vergleich mit der deutschen Ausgabe kann ich leider nicht ziehen. Ob die deutsche Ausgabe auf den deutschen Markt angepasst wurde (insbesondere wichtig bei den Zutaten) oder nur übersetzt wurde kann ich leider nicht sagen.

Autoren

Das Duo Ptak und Dimbleby brachten September 2011 das dritte Buch der erfolgreichen Leon-Serie mit Leon Baking & Puddings in den Handel. Die Amerikanerin Claire Ptak ist die Bäckerin und Eigentümerin hinter dem bekannten East London’s Broadway Market Stand „Violet“. Ihre amerikanischen Wurzeln zeigen sich auch in ihre Cupcake, Whoppie Pies und andere süße Kreationen. Henry Dimbleby ist einer der Leon-Mitbegründer und der „Natural-Fast-Food“ Grundlage der Restaurants, sowie der Leon Kochbücher. Dieses „Backbuch“ legt seinen Augenmerk besonderen auf „Comfort-Food“ – Gerichte zum Verwöhnen, aber wartet auf mit viele Weizen-, Milch- und Zuckerfreie-Rezepte oder auch einige Vegane- oder Glutenfreie-Rezepte.

Optik

Das Cover ist ein richtiger Eyecatcher und erinnert an alte Werbe-Plakate im Stil der 60er Jahre: bunt und ein bisserl Retro. Bunt und fröhlich geht es auch im Innern des Kochbuchs weiter. Die Themen, Tipps oder andere Hinweise werden mit Stencils, Zeichnungen und Typografie gestalterisch unterstützt. Beim ersten durchblättern war ich echt angetan. Es macht Spaß die liebevollen Details zu entdecken und erzeugt durch die bunte, frische Aufmachung gute Laune und Lust die Rezepte nachzukochen.

Die Fotos wirken sehr persönlich und authentisch, nicht überstylt. Allerdings ist für mich kein erkennbarer Stil der Fotografin zu erkennen, ein durchgängiges Konzept leider auch nicht. Das ist per se nicht schlimm, in diesem Fall vielleicht auch gewollt. Persönlich finde ich, es macht den Eindruck als hätte es viele unterschiedliche Fotografen gegeben und das trägt beim genaueren Hinsehen ein bisserl zum chaotischen Eindruck bei, was sich leider auch durch das ganze Buch durchzieht.

Aufbau

Das Buch ist in drei Teilen aufgegliedert Einleitung, Jeden-Tag (Everyday) Rezepte und Rezepte für besondere Anlässe (Celebration), die jeweils noch weitere Unterteilung haben.

Das erste Teil vom Buch beginnt mit einer kurzen Einleitung von den Autoren. Auf den darauffolgenden 33 Seiten werden die verschiedenen Zutaten wie Mehl, Fette und Süßungsmittel (raffinierte und natürliche) vorgestellt. Weiter gehts mit Werkzeuge, Tipps und Techniken und wie man verschiedene Zutaten umgeht. Z.B. sehr schön Illustriert wie man eine Mango zubereitet oder eine Kokosnuss öffnet. Abschließend gibt es noch hilfreiche Hinweise „was tun wenn…“ oder wie man Schokolade richtig temperiert. Die Einleitung ist vor allem für Backanfänger sicherlich sehr hilfreich. Obwohl ich auch ein/zwei neue Tipps mitnehmen konnte. Man lernt nie aus…

Everyday – Die Bezeichnung „Everyday“ bezieht sich hierbei allerdings nicht auf den täglichen Verzehr, sondern darauf, dass diese Rezepte einfach gut in die „Alltags-Küche“ passen. Das Kapitel umfasst Rezepte für Frühstück, Power Snacks für zwischen durch, Tea-Time, Puddings, Kochen mit Kinder, Brot und herzhaftes, sowie Süßes. Das ist schon mal eine geballte Ladung! Beim Durchblättern der Rezepte wird der Amerikanische Einfluss sichtbar, nicht nur bei den Zuckermengen. Besonders auffällig finde ich der Einfluss bei den „Tea-Time“-Rezepte (Pecan Pie) oder auch in dem Pudding Kapitel. Der Kapitel-Titel „Puddings“ ist vielleicht für Deutsche ein bisserl irreführend, gemeint hier ist der Nachtisch und nicht Schoko-, Vanillepudding & Co. Engländer haben eine ganz besondere Beziehung zu Fools und Jellies, leider kommen diese mit jeweils nur ein Rezepte sehr kurz. Allerdings findet man wiederum auch die in England bekannten Klassiker wie Victoria Sponge, Fruit Cake, Scones, Crumbles und Spotted Dick.

Celebration – umfasst Rezepte für besondere Anlässe wie Ostern, Weinachten, Thanksgiving, Geburtstage oder auch Trauerfeiern. Aber auch diverse nationale und internationale Feiertage wie Rezepte für Bonfire Night, Wimbledon, Eid ul-Fitr oder auch Valentins-Tag und Halloween. Zum Schluss gibt es noch diverse süße und herzhafte Pie-Rezepte vom LEONs „Pie-Fest“. Im Vergleich zu den „Everyday-Rezepte“ fällt dieser Rezept-Teil deutlich kleiner aus.

Last but not least, der Index und davon gibt es gleich zwei. Der Rezepte-Index wird in verschiedenen Kategorien wie „gute Kohlenhydrate & Zucker“, sowie Weizen-, Gluten- oder Milch-Frei unterteilt. Dabei werden die Rezept-Titel alphabetisch sortiert. Im Haupt-Index findet man nicht nur die Gerichte, sondern natürlich auch die Haupt-Zutaten alphabetisch aufgelistet.

Rezepte

Zu jedem Rezept gibt es ein Bild vom fertigen Kuchen oder Gericht. In wenigen Fällen z.B. bei der Tarte Tatin wird auch die Zubereitung mit Fotos unterstützt. Jedes Rezept wird in ein von drei Schwierigkeitsstufen eingeteilt, sichtbar mit einem ( bzw. zwei oder drei) Löffel dargestellt. Des Weiteren werden Weizen-, Gluten- und Milchfreie, sowie Vegetarische Rezepte durch verschiedene Kennzeichnungen auf einem Blick erkennbar. Tipps, Zusatzinformation oder Alternativen werden mit einem kleinen Vögelchen hervorgehoben. Zudem gibt es kleine Hinweise zum Ursprung vom Rezept oder Feiertrag oder auch Anekdoten von Henry und Claire, welches das ganze einen gewissen persönlichen Touch gibt.

Nachgemacht & Nachgebacken

„Bar of Good Things“

Powerbar

Alle Rezepte habe ich daraus natürlich nicht nachgebacken bzw. nachgekocht, aber das werde ich aber wahrscheinlich auch nicht. Ich bin nicht so der Müsli-Typ, also fallen die Granolas schon mal flach und Marmelade mag ich auch nicht. Letztendlich habe ich mich für die Powerbar „Bar of Good Things“ entschieden. Was mich an dem Rezept gereizt hat war, dass ich so was noch nicht gebacken habe und auch die Zusammenstellung der Zutaten und Gewürze wie Sesam, Cumin, Ingwer, Nüsse und Trockenfrüchte hat mich neugierig gemacht. Auffällig an diesem Rezept sind die für mich „Exotischen“-Zutaten wie Yacon-Sirup, Brown Rice-Sirup und Tahini.

Tahini (Sesampaste) kenne ich zwar und weiß auch woher ich den beziehen kann (Bio- oder Türkischer-Supermarkt), aber es ist kein fester Bestandteil meiner Küche. Rice-Sirup kannte ich bis dato nicht und habe ich auch im Bio-Supermarkt entdeckt. Da man diesen z.B. beim Backen wie Honig einsetzen kann, bin ich mir sicher, dass ich auch hierfür eine weitere Verwendung finden werde. Einen positiven Nebeneffekt im Vergleich zu andere Süßungsmittel soll Rice-Sirup durch die enthaltenen langkettigen Mehrfachzuckern haben. Angeblich lassen diese den Blutzuckerspiegel nach dem Verzehr nicht so rasant ansteigen. Welches bei Powerbars keine so schlechte Idee ist.

Der große Unbekannter in diesem Rezept ist der Yacon-Sirup. Das wird wahrscheinlich auch so bleiben, denn dieses Süßungsmittel fällt unter der Novel Food Verordnung und muss somit in der EU als Lebensmittel zugelassen werden. Stevia hat es auch geschafft, mal sehn wann dieser Sirup bzw. die Yacon-Wurzel nachzieht. Viele online Shops behelfen sich damit, dass sie den Sirup als Badezusatz oder allgemein nicht als Lebensmittel anbieten. Aber mit durchschnittlich 5€/100g wahrlich kein Schnäppchen. Im Rezept wird auch darauf hingewiesen, dass man den Sirup auch mit dem Reis-Sirup ersetzen kann. Es ist zwar passend zum LEON „natürliches“ Motto (vermutlich) „gesunde“ Süßungsmittel zu verwenden, aber so seltene Zutaten Yacon-Sirup zu verwenden, die wahrscheinlich mit einem enormen Aufwand ex-/importiert werden müssen, halte ich für recht fraglich.

Das Rezept selbst ist sehr verständlich aufgebaut und leicht zu folgen. Allerdings auf das Vorheizen des Ofens zu Beginn der Zubereitung habe ich unterlassen, da mein Ofen keine 20 Minuten braucht um auf 110°C vorzuheizen. Ich kann keine 110°C genau einstellen also hab ich es auf ca. 120°C ober-/Unterhitze eingestellt. Das Mischen der Zutaten ging recht flott und nach 20 Minuten hatte ich es in eine 20×20 und nicht wie im Rezept angegebene 30x20cm Backform gedrückt. Zur Unterstützung beim fest drücken habe ich ein Kuchenheber verwendet, da ich keine abgewinkelte Palette habe. Das Ganze wird dann für insgesamt 2 Std. in dem Ofen gebacken bzw. getrocknet. Nachdem Abkühlen dann in Handliche Riegel geschnitten. Das Rezept sagt man sollte es in 8 Stücke teilen, aber ich fand sie etwas zu groß, obwohl meine Backform schon kleiner war als im Rezept angegeben.

Auf den Geschmack besonders wegen der Gewürze war ich gespannt… Nach dem ersten kosten würde ich es als interessant beschreiben, aber irgendwie nicht meins. Auch mein Testesser war nicht so überzeugt, aber das lag eher am Sesam. Ich denke ein bisserl mehr Süße hätte die Riegel geschmacklich gut getan, aber ob man das dann noch als „gesund“ bezeichnen würde… Ich fand auch der Cumin hat suboptimal gepasst und kandierter Ingwer wäre bestimmt schmackhafter als gemahlener Ingwer. Fazit: Interessant, ausbaufähig, muss ich aber so nicht nochmal haben. Die Reste haben die Kollegen bekommen 😉

Spotted Dick

Spotted Dick

Als zweites Rezept habe ich mich für den „Spotted Dick“ entschieden. Dieses Gericht ruft oft pubertäres Kichern hervor, dabei ist Dick ein klassischer englischer Name. „Tom, Dick and Harry“ wird bei uns verwendet wie „Meier, Müller, Schmitt“, quasi als Synonym für Jedermann. Steamed Puddings (gedämpfter Pudding) sind auch eine typisch britische Nachspeise. Das „Spotted“ bezieht sich dabei auf die enthaltenen Rosinen. Die Zubereitung ist ähnlich der Zubereitung von Serviettenknödel. Eine Herausforderung war in diesem Rezept „vegetable suet“. Suet ist eigentlich Talg bzw. Nierenfett vom Rind, welches in England oft in Christmas Puddings oder Mincemeatfüllung von Pies Verwendung findet. Vegetable suet könnte man mit vegetarischer Schmalz übersetzten, aber dies ist hierzulande oft gewürzt und man kann es auch nicht wirklich gut raspeln. Am nächsten kommt Palmin dem Veggi Suet. Dieser kann man raspeln und kann auch super zum Backen verwendet werden.

Die Zubereitung ist ziemlich einfach. Im Rezept steht zwar nur man soll einfach Alles vermischen, vermutlich ist veggie Suet in England bereits oft fertig geraspelt erhältlich. Ich bin auch nicht so der Fan von Rosinen, also hab ich diese mit getrockneten Cranberries ersetzt. Das „mixed spice“ habe ich mit gemahlenem Zimt und Piment ersetzt.

Das Rezept ist laut Angaben für 4-6 Personen, aber ich wollte nicht so viel machen hinterher schmeckt es meine Testesser und mir wieder nicht so, also habe ich die Mengen halbiert. Den Teig habe ich zu einer Rolle geformt, in Frischhaltefolie gewickelt und dann mit einem Geschirrtuch zu einem riesen Bonbon verpackt. Diese Päckchen wurden dann 2 Std. in siedendes Wasser gekocht. Entweder war meine Rolle zu dick oder ich habe es nicht oft genug gedreht oder doch zu locker verpackt, denn nach den zwei Stunden war er noch ein bisserl matschig. Also wieder eingepackt und für ca. eine 1/2 Std. zurück in dem Topf. Die Rolle habe ich in Scheiben geschnitten und mit Golden Sirup garniert. Dieser Nachtisch wird oft auch mit Vanillesauce serviert.

Optisch war mein Spotted Dick etwas dunkler als auf dem Foto im Kochbuch, in etwa wie dunkles Marzipan. Geschmacklich war ich allerdings sehr angetan. Die Gewürze und Cranberries passen super zusammen und auch in die (fast) vorweihnachtliche Jahreszeit. Es war auch nicht zu süß, daher passte der zusätzlicher Löffel Golden Sirup perfekt. So ein gekochter Kuchen kann ganz schön schwer werden. Ich denke auch das halbe Rezept gut für 4 Personen ausreichen, besonders wenn man das noch mit Vanillesauce serviert. Fazit: lecker, gerne wieder.

Fazit

Ich bin zwiegespalten. Das Buch ist fröhlich, amüsant und bunt gefüllt. Allerdings auf dem zweiten (genaueren) Blick, wirkt es sehr unruhig und zusammenhangslos zusammengewürfelt. Mit den Kategorien bzw. Unterkapitel wird zwar versucht ein roten Pfaden zu weben, aber beim Durchblättern finde ich ihn einfach nicht. Was mich Stört ist der Titel. Ich finde es etwas verwirrend, denn dieses Genussbuch ist eigentlich kein „Backbuch“. Natürlich werden viele der Rezepte im Backofen Zubereitet, aber vom Titel her hätte ich z.B. nicht erwartet auf drei Granola (Müsli) Rezepte zu stoßen oder auch auf Granita (Eis). Was ich ein bisserl schade find, dass man nicht mehr typisch englische, schottische, walisische oder irische Rezepte verwendet hat. Es gibt wirklich wunderbare Back- und Nachtisch-Rezepte aus Groß Britannien, die sicherlich interessanter sind als Pancakes, Smores oder Crème Bruelée. Mal ab von diesen Kritikpunkte gibt es einige interessante Rezepte die ich sicherlich noch ausprobieren werde z.B. Turkish Delight (nomnom), Guinness Malt Cake oder Grüner-Pfeffer-Eis. Jedoch fehlt mir persönlich der „Wow-Faktor“… been there done that 😉 Kaufempfehlung? Bedingt. Am besten selbst mal durchblättern.

Leon. Baking and Puddings

Claire Ptak & Henry Dimbleby

Gebundene Ausgabe: 304 Seiten
Verlag: Octopus Publishing Ltd. (12. September 2011)
Sprache: Englisch
ISBN-10: 184091579X
ISBN-13: 978-1840915792
Größe und/oder Gewicht: 20,3 x 26,1 cm

Das war mein dritter Beitrag zur „2. Blogger-Themenwoche JEDEN TAG EIN BUCH„. Wenn Du Lust hast zu entdecken was andere Blogger diese Woche vorstellen, click auf das Bild.

JEDEN TAG EIN BUCHLogo von Ariane Bille

Hinweis: Dieses Buch habe ich selbst erworben. Texte und Bilder (bis auf das Logo) sind von mir erstellt und spiegeln meine persönliche Meinung wieder. Für diese Rezension oder die Verlinkung zu Händler erhalte ich weder vom Verlag, Unternehmen noch PR-Agentur eine entgeltliche oder materielle Gegenleistung.

4 Gedanken zu “Rezension: Leon. Baking & Puddings

  1. Claudia ~ Food with a View schreibt:

    Nachdem die beiden Fotos von Dir nachgebackenen Rezepte so hinreißend aussehen, ist es fast schade, dass Dein Fazit – aus gut nachvollziehbaren Gründen – so zwiespältig ausfällt. Spannend jedenfalls wie kundig Du das Buch beleuchtest – man merkt, dass Du Dich in der britischen Küche bzw. Bäckerei auskennst!

    • Emma schreibt:

      Lieben Dank, Claudia 🙂 Ich bin kein Experte, aber die britische Küche hat schon ein ganz besonderen Platz bei mir 😉 Im nachinein glaub ich nicht, dass das Leon sich als typisch britisches Kochbuch darstellen wollte, sondern verfolgt mehr deren Ideal bzw. Philosopie. Troztdem schade.

  2. evazins schreibt:

    Wow! Was für eine ausführliche Rezension. 🙂 Ich habe meiste keine Energie für sowas. Und schade, dass du das Buch nicht uneingeschränkt empfehlen kannst.
    Ich habe für mich generell festgestellt, dass ich mit der französischen „Backkunst“ am meisten anfangen kann…

    • Emma schreibt:

      Ich glaub die ist auch nur so lang geworden weil ich so zwiegespalten bin 😉 Bei richtiger Backkunst würde ich auch eher zu Felder oder Herme greifen

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.