Nach dem großen Fressen Fest wünscht sich der eine oder andere etwas einfacheres Essen. Ich koche gerne aufwendig und viel, aber nach Weihnachten gehts eher ein bisserl rühiger in meiner Küche zu. Einfache (und nicht aufwendige) Rezepte sind oft die besten und müssen nicht langweilig sein, dass zeigt auch „Einer Für Alles – 80 Rezepte und ein Topf“.
Nur mit einem Topf kochen? Die Idee finde ich äußerst interessant, vor allem da weniger zum Abwaschen bleibt und der Stress, mit mehreren Töpfen gleichzeitig zu hantieren, völlig weg fällt. Katharina Seiser, Meinrad Neunkirchner und Julian Riess (Hg.) gehen mit dem Motto „Einer für Alles“ in die vollen oder gar einen Schritt weiter – es wird nicht nur in einem Topf gekocht, sondern gedämpft, geräuchert und auch gebacken. Ihr merkt schon, ein einzelner guter Topf kann wahrlich ein Allrounder sein.
Aussehen
Das hochwertige Einband kommt schön schlicht daher. Das Cover mit einem violettem stilisierten Topf und dem Titel-Schriftzug ist sehr ansprechend und verdeutlicht genau was einem in diesem Kochbuch erwartet. Mir gefällt das sehr. Das Layout und die dezente Gestaltung spricht mich sehr an. Auf einen wilden Typografie-Mix wurde (dankenswert) verzichtet. Die Größe der Schrift empfinde ich persönlich als gut lesbar, andere würden sie vielleicht eher als normal bis klein beschrieben. Neben dem Violett wurde ein helles Grün/Aquamarin, Grau und Petrol als Farbakzente z.B. für Überschriften und Notizen eingesetzte. Texte in helle Farben auf weißem bzw. hellem Untergrund finde ich persönlich suboptimal, aber zum Glück werden die helle Farben nicht bei den Rezepttexten oder zu häufig eingesetzt.
Zu jedem der 80 Rezepte gibt es ein ganzseitiges Foto. Die Fotos sind sehr ansprechend und machen Appetit auf das Gericht. Mal wird das Gericht im Topf, mal auf einem Teller oder in eine Schüssel präsentiert. Auf Deko bis auf die obligatorische Serviette wird zum größenteils verzichtet. Auf „Deko-Zutaten“, die nicht in der dazugehörigen Zutatenliste sind, wurde erfreulicherweise ebenfalls verzichtet. Hier ist das Gericht der Hauptdarsteller.
Was mir besonders gut gefällt sind die Symbole zur Charakterisierung der Rezepte die man am unteren Seitenrand findet. Auf einen Blick sieht man sofort grundlegende Infos wie Saison, Dauer (schnell), vegetarisch oder vegan oder auch Zubereitungsart wie „Ofen“. Solche Kleinigkeiten mag ich sehr. Und auch die zwei Lesezeichenbändchen. 🙂
Aufbau
Auf ein langes Intro und Erklärung zur Topfologie wurde verzichtet. Stattdessen werden interessante Informationen zu Kochgeschirr aus Emailie, Einkaufsberatung oder Topfgeschichte zwischen einzelnen Kapitel dargestellt. Nach einem Vorwort von Katharina Seiser und die Erläuterung der Symbole, Kennzeichnung und Portionsgrößen folgt direkt das erste von zehn verschiedenen Kapitel.
Die Einteilung der Rezepte ist vielleicht eher etwas ungewöhlich, aber nachvollziehbar. Man findet Kapitel wie „Heisse Luft“ (Räuchern), „Frisch Gebacken“ (Süßes & Brot), „Alles Getreide (Körner & Nudeln) sowie „Pflanzenreich“ (Gemüse & Hülsenfrüchte) oder „Morgenwonne“ (Frühstück und Brunch).
Jedes der 80 Rezepte hat eine Doppelseite, auf der einen Seite das Foto und auf der anderen das Rezept. Die Rezepte sind in zwei Spalten aufgebaut. Rechts die Zutaten mit Angaben zu Portionen (bzw. Personen) sowie gekennzeichnete Zutaten zum dekorieren bzw. garnieren, daneben die Anleitung. Etwas unschön finde ich die „Einschubtexte“ welches zusätzliche Infos oder Hinweise zum Gericht, Zutat oder Handhabe in andere Länder beinhaltet. Die Info ist (meist) interessant, aber dadurch, dass der restliche Text eingerückt wird stört es etwas beim Kochen. Ansonsten sind die Rezepte sehr ausführlich und lassen sich gut verfolgen. Ergänzt werden die Rezepte von Getränkeempfehlungen, Tipps (z.B. zur Lagerung, Anrichten oder Beilagen/Beigaben) sowie zum Teil mit Empfehlung zur Variation ergänzt.
Rezept-Test
Kleine Bratwürstchen mit Bohnen, Tomaten und Salbei
Als ich das Rezept sah, war sofort klar, dass es ausprobiert werden muss. Baked beans selber machen! Und dazu noch kleine Würstchen! Diese Abwandlung des English Breakfast gab es zum späten Sonntagsfrühstück bzw. Brunch. English Breakfast zum Frühstück? Nee, das ist mir auch eine Nummer zu heavy 😉 Geschmeckt hat uns das späte Frühstück hervorragend. Baked beans werde ich jedenfalls öfter selbst machen, es geht super schnell und schmeckt viel besser als die fertigen „gebackenen Bohnen“ (ausgenommen die Bohnen vom Ketchup-Hersteller). Man kann die Würstchen im Topf anbraten und warm halten, aber hier würde ich dann doch eher eine Pfanne zum Topf dazu stellen.
Walnuss-Couscous mit Frühlingszwiebeln und gebratenen Pastinaken
Couscous, Walnüsse, Frühlingszwiebeln und Pastinaken mag ich (einzeln) sehr, zusammen kann es nur gut sein. Der Couscous war wunderbar locker und alles passte super zusammen, allerdings ohne den im Tipp vorgeschlagenen Jogurtdip war es ein bisserl trocken. Als Salat (es schmeckt auch kalt) bzw. Beilage gefällt mir dieser Couscous allerdings eindeutig besser als ein Standalone Hauptgericht. Oder verfeinert mit Speck 😀
Risotto mit Steinpilzen, Parmesan und Petersilie
Risotto (neben Chilli con Carne) ist prädestiniert für einen Ein-Topf-Kochbuch und dieses Steinpilz-Risotto ist wirklich sehr köstlich. Die Saison für frische Steinpilze ist eigentlich längst vorbei, aber im Schrank hatte ich noch getrocknete Steinpilze. Die Zubereitungsreihenfolge habe ich nur minimal geändert und nach einigen Umdrehungen des Kochlöffels war das Risotto schon fertig. Ein neuer Winterfavorite.
Fazit
Manchen Gerichten hätte eine Pfanne oder Auflaufform bestimmt gut getan aber wenn man solche Utensilien grad nicht zur Hand hat zeigt dieses Buch, dass es auch in einem Topf klappt . Wenn auch mit dem Kompromiss des Warmhaltens und Spülens. Die Gerichte gelingen übrigens auch in einem normalem (nicht Emailie) Topf oder auch in mehrere Töpfe 😉 Dennoch gefällt mir „Einer für alles“. Einige Rezept habe ich mit einem Postit markiert und werde ich bestimmt bald nachkochen bzw. warte dann auf die entsprechende Saison 😀
Dieses Kochbuch ist nicht nur für Kochbuchbegeisterte, Hobbyköche mit nur einem Topf oder kochende Camper und Womo-Fahrer. Ich würde es nicht für den absoluten Kochanfänger empfehlen, aber wer eine Tomatensauce ohne Fix-Tüte hin bekommt wird keine großen Probleme mit den Rezepten und Anweisungen haben.
PS. Wer ein Blick in das Buch werfen möchte… schaut (Online s.u.) beim Verlag oder (Vorort) beim Lieblings-Buchhändler vorbei.
Einer für alles | 80 Rezepte und ein Topf
Autoren:Katharina Seiser, Meinrad Neunkirchner, Julian Riess (Hg.)
Fotograf: Thomas Apolt
ISBN 978-3-85033-808-0
Erschienen am 22. September 2014
Erschienen im Christian Brandstätter Verlag
Spezifikationen: Format 19 x 24 cm, 208 Seiten, ca. 100 Abbildungen, Hardcover
Erhältlich beim Christian Brandstätter Verlag (Click aufs Cover) oder in jeder gut sortierten Buchhandlung.
Der Inhalt dieser Rezension entspricht 100%ig meinem persönlichen Eindruck des Buches.
Habe ich da „WoMo“ gelesen? Außer Wasser für Tee oder Kaffee haben wir noch nix gekocht im WoMo, aber vielleicht könnte sich das ja mit diesem Buch ändern? Zumal wenns auf Reisen länger als ein paar Tage geht.
Ich bin eh Fan von Gerichten die aus einem Topf- oder anderem Geschirr- kommen.
Ich hatte das Buch auch ein paar Wochen da, aber so richtig vom Hocker gehauen hat es mich nicht. Teils aus den Gründen, die du genannt hast, teils weil mir die Rezepte einfach nicht genug „Kick“ hatten.
Liebe Grüße,
Eva
Zum Wow-Toll-Lieblingsbuch fehlt mir auch noch einiges. Ich glaub meine Bibliothek muss sich echt mal mit deine Bibliothek unterhalten 😉 Jetzige „Neuheiten“ gibt es dort frühstens in 3 Jahren 😉
Liebe Grüße
Emma
Die Rezepte klingen ganz gut, aber wie du schon schreibst stört mich bei so Themenkochbüchern meist, dass versucht wird Gerichte in einen bestimmten Rahmen zu zwängen. Zum Backen stelle ich mir den Topf beispielsweise eher unpraktisch vor… (und es funktioniert sicher auch nicht mit jedem Xbeliebigen)… 😉 Liebe Grüße, Tring
Ob Backen im Emaile-Topf hinhaut weiß ich nicht… Brote in einem gusseisernem Topf klappen jedenfalls sehr gut. Bei Kuchen usw. würde ich auch eher in der entsprechenden Backform backen. Schließlich habe ich ja einige davon 😀 Aber für den Fall, dass die Formen bei einem Umzug oder so verschütt gehen… 😉
Liebe Grüße zurück
Emma